Petri-Garten

Köln-Niehl
Entwurf, 2021.

Zugang und Niveaus

Das Gemeindezentrum wird vom Vorplatz, die Wohnungen von den Grundstücksaußenseiten barrierefrei auf einer Höhe erschlossen. Der Petrigarten liegt ca. 1 Meter tiefer, sodass Intimität in den EG-Wohnungen und auf deren Freisitzen entsteht. Bei Starkregen dient der etwas tiefer liegende Garten als Retentionsfläche, so dass auch äußerst starke Regenereignisse schadfrei aufgenommen werden können.

Material und Geschichte

Der Bestandziegel der Petrikirche wird für die Fassade des neuen Gemeindezentrums und die Beläge der Außenanlagen wiederverwendet. Es ist das verbindende Material, das sich auch durch den Sockel der Wohnbauten und die Wege des Gartens zieht. Die Basis des Turms bleibt erhalten und wird zum Sitzkreis auf dem Petriplatz. Die Bleiverglasungen des Kreuz- und der Obergadenfenster werden in der neuen Petri-Kapelle wieder eingesetzt. Die historische Glocke wird im Garten umgedreht als Petribrunnen an die Regenwasserzisterne angeschlossen.

Verkehr und Entsorgung

Stellplätze, TG-Zufahrt, Müll-Unterflurcontainer, Rad- und Gartegerätehaus liegen an West- Ost- und Nordrand des Grundstücks. Der Petriplatz bleibt den Menschen des Quartiers und den Bewohnern vorbehalten und frei von diesen Funktionen. Im Kellergeschoss befinden sich alle PKW-Stellplätze der Wohnprojekte, sowie die notwendigen Radstellplätze. Oberirdisch entstehen an jedem Gebäude noch zusätzliche Radstellplätze für Besucher.

Garten

Sechs große Bestandsbäume, die drei Platanen auf dem Petri-Platz und drei bis vier große Birken prägen die Außenanlagen. Durch die Freistellung auf dem Platz entfalten die Platanen ihre Skulpturale und Adressbildende Kraft. Die Birken unterstützen mit ihrem leichten Halbschatten die luftige Atmosphäre im Garten, ohne die Wohnungen stark zu verdunkeln. Im Garten spielt sich das gemeinschaftliche Leben aller Anrainer ab.

Besonnung

Durch die Öffnung der Bebauung nach Westen entsteht ein sonniger Garten, der durch die angrenzenden Bestandsgärten optisch erweitert wird. Wohnräume und Freisitze aller Gebäude sind dem Garten und der Sonne zugewandt.

Räume

Es entstehen drei Räume: Der Petri-Platz als Adresse und Anlaufstelle im Quartier, der Petri-Garten als gemeinsame Mitte der drei neuen Baukörper und ein kleiner etwas abgeschiedener Grünraum im Norden als Rückzugs- und Ausweichort.

Bauformen

Alle Gebäude haben geneigte Dächer, wie in der Umgebung üblich. Die flache Dachneigung zitiert die Bestandskirche und eignet sich ideal für eine Begrünung mit Photovoltaiknutzung.
Die zwei vorderen Gebäudekörper weisen drei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss auf, wobei das Gebäude des Gemeindezentrums, durch seine dem Platz zugewandten sieben Giebel die deutlich stärkste städtebauliche Präsenz entwickelt. Der hintere Baukörper weist lediglich drei Vollgeschosse ohne Dachgeschoss auf. Hierdurch kann der zweite Rettungsweg mittels Steckleiter hergestellt werden. Zufahrt und Aufstellfläche für die Feuerwehr werden dadurch im Garten vermieden.

Wohnungsmix

Im Gemeindezentrum finden sich 8 Wohnungen gemäß der Wohnraumförderrichtlinien. Eine Zwei-, drei Drei-, eine Vier- und drei Fünfzimmerwohnungen. Bei Bedarf können die Wohnungen auch noch geteilt werden, so dass anstatt einer Fünfzimmerwohnung zwei Zweizimmerwohnungen entstehen würden. Im Bereich der zwei Wohnbauten können 30 bis 35 Wohnungen entstehen. Beide Baukörper weisen ein ökonomisches Erschließungssystem auf, bei dem von einem Podest bis zu vier Wohnungen erschlossen werden können. Im Erdgeschoss ist Raum für Gemeinschaftsflächen, sofern diese vom Projektträger gewünscht werden. Vor diesen liegen, analog zur Petri-Terrasse, große Terrassen, die sich ebenfalls in ca. 1 m Höhe über den Petrigarten schieben.

Energie

Das Gemeindezentrum wird über eine Luftwärmepumpe im Kellergeschoss mit Heizenergie und Warmwasser versorgt. Die Ansaug- und Ausblasöffnungen sind im Bereich der Stützmauer zum Garten unauffällig untergebracht. Passend zu diesem Heizsystem erhalten Gemeindezentrum und Wohnungen Fußbodenheizungen und eine dezentrale Warmwasserbereitung. Zur Minimierung des externen Strombedarfs werden die nach Süden ausgerichteten Dachflächen vollflächig mit Photovoltaikmodulen belegt. In Verbindung mit einer gut gedämmten Gebäudehülle wird der KfW-40-plus-Standard erreichbar.
Durch die Wiederverwendung der Kirchenziegel wird die graue Energie zur Gebäudeerstellung reduziert und ressourcenschonend gebaut. Die Geschossdecken und Treppenhauswände werden aus Recycling-Beton errichtet. Im B-Plan kann für die Geschosswohnbauten der Investoren/Baugruppen als Konstruktionsmaterial Holz festgesetzt werden. Dieser ist als nachwachsender und CO2-bindender Baustoff als besonders klimaschonend zu bewerten.